LESERFRAGEN RATGEBERAKTION \"Hepatitis C\" am 21.09.2017

Die wichtigsten Leserfragen beim Expertentelefon \"Hepatitis C\"
am 21.09.2017

 

 

 

 

 

 

 

 

Mein Bruder (39) ist Bluter. Könnte er Hepatitis C haben und muss ich Angst haben, wenn er mit meinen Kindern spielt?

  • Prof. Dr. med. Markus Cornberg, Medizinischer Geschäftsführer der Deutschen Leberstiftung, Oberarzt der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule Hannover: Präparate für Bluter sind heute als sicher anzusehen. Vor 1992 war das anders. In dieser Zeit bestand die Möglichkeit, dass man durch ein Gerinnungspräparat infiziert wurde. Das wäre also zu überprüfen. Beim Spielen kann man sich unter normalen Umständen nicht mit dem Hepatitis-C-Virus anstecken, da hier in der Regel kein Blut-zu-Blut-Kontakt erfolgt.

Ich habe Hepatitis C mit mäßiger Viruslast. Mein Arzt hat letztes Jahr gesagt, dann bekomme ich die neuen Medikamente nicht, weil sie zu teuer sind und die Verschreibung auf schwere Fälle begrenzt ist. Stimmt das?

  • Prof. Cornberg: Natürlich muss der Arzt entscheiden, ob er die Behandlung für angezeigt hält oder nicht. Eine kostenmäßige Begrenzung durch die Krankenkassen und Kostenträger in Bezug auf die neuen Medikamente existiert aber nicht. Prinzipiell hat jeder Infizierte mit Hepatitis C Zugang zur modernen Therapie.

Vor drei Jahren habe ich mir im Thailand-Urlaub ein Tattoo stechen lassen. Sollte ich mich testen lassen? Ich bin oft müde, obwohl ich genug schlafe.

  • Prof. Cornberg: Müdigkeit ist ein typisches Symptom der Hepatitis C. Sie kommt aber auch bei vielen anderen gesundheitlichen Störungen vor. Eine Tätowierung, die unter nicht sterilen Bedingungen angefertigt wurde, ist ein Risikofaktor für die Infektion. Sie sollten daher mit Ihrem Arzt über einen Test sprechen.

Bei mir wurde 2004 Hepatitis C, Genotyp 1b, festgestellt. Ich habe zwei Interferon/Ribavirin-Behandlungen 2005 und 2011 hinter mir, deren Nebenwirkungen wirklich schlimm waren und die nicht geholfen haben. Vor einer neuen Therapie habe ich deshalb große Angst. Sind die modernen Medikamente wirklich besser?

  • Prof. Cornberg: Die neuen Therapien sind nicht mit den früheren, sehr nebenwirkungs-behafteten Therapien zu vergleichen. Die modernen Medikamente sind vielmehr sehr gut verträglich, nur wenige Wochen einzunehmen und führen fast immer zur Heilung. Keine Angst also vor der Behandlung, diese Furcht ist unbegründet.

Wie funktioniert der Hepatitis-C-Test eigentlich? Wird da die Leber punktiert?

  • Prof. Cornberg: Der Hepatitis-C-Test ist ein einfach durchzuführender Bluttest. Der erste Test untersucht die Leber-Blutwerte und dient zunächst der Orientierung, ob ein krankhafter Prozess abläuft. Bei Verdacht wird danach noch ein weiterer Bluttest durchgeführt, der unter anderem direkt auf die Hepatitis C abzielt. Eine Punktion der Leber ist heutzutage meist nicht mehr notwendig. Es gibt inzwischen nicht-invasive Methoden, um das Ausmaß der Leberfibrose zu beurteilen.

Können „normale“ Menschen sich heute eigentlich noch mit Hepatitis C anstecken? Ich dachte, nur Drogensüchtige und Homosexuelle sind gefährdet?

  • Prof. Cornberg: Eine Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus kann grundsätzlich jeden treffen. Es existieren zahlreiche Ansteckungsmöglichkeiten und Risikofaktoren, die nicht auf spezifische Gruppen beschränkt sind. Beispiele dafür sind etwa Tätigkeiten im medizinischen Umfeld, eine Bluttransfusion vor 1992, ein Piercing oder eine Tätowierung, welche unter nicht hygienischen Bedingungen gestochen wurden. Ausführliche Informationen finden Sie unter bist-du-chris.de, ebenso einen Risiko-Check.

Ich bin HIV- und HCV-positiv. Kann beides gleichzeitig behandelt werden, oder gibt es möglicherweise gefährliche Wechselwirkungen?

  • Prof. Cornberg: HCV und HIV kommen nicht selten als Co-Infektion vor. Sie können gleichzeitig behandelt werden.

Kann ich mich eigentlich gegen Hepatitis C impfen lassen?

  • Prof. Dr. med. Claus Niederau, Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Leberhilfe e.V. und Direktor der Klinik für Innere Medizin, St. Josef-Hospital, Oberhausen: Anders als bei der Hepatitis A und B gibt es gegen Hepatitis C keine Impfung.

Ich (31) bin Krankenschwester und gehöre damit ja zu einer Risikogruppe. Sollte ich mich regelmäßig testen lassen? Werden regelmäßige Tests von der Krankenkasse bezahlt?

  • Prof. Niederau: Sie sollten sich zunächst überhaupt einmal testen lassen, da Sie berufsbedingt ein erhöhtes Risiko haben. Zudem macht es sicher Sinn, wenn Sie sich in regelmäßigen Abständen testen lassen – nach Nadelverletzungen aber unbedingt und umgehend. Die für Sie kostenfreien Tests sollten mit dem Betriebsarzt besprochen und von ihm durchgeführt werden.

Wenn eine Hepatitis C erfolgreich behandelt wurde, kann man sich dann erneut anstecken oder ist man künftig immun?

  • Prof. Niederau: Es stellt sich leider keine Immunität ein, sodass man sich erneut mit dem Hepatitis-C-Virus infizieren kann.

Bei mir wurde eine Hepatitis-C-Infektion mit dem seltenen Genotyp 5 festgestellt. Helfen die neuen Medikamente dagegen genauso gut?

  • Prof. Niederau: Es gibt moderne antivirale Medikamente, die auch gegen den Genotyp 5 gut wirken. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber.

Mein Sohn hängt seit Jahren an der Nadel und ist in einem schlechten körperlichen Zustand, inklusive Hepatitis C. Kann er dagegen behandelt werden oder muss er erst clean sein?

  • Prof. Niederau: Ihr Sohn muss vor einer Behandlung gegen Hepatitis C nicht unbedingt clean sein. Es muss aber gewährleistet sein, dass er die antivirale Tablettentherapie über 8 bis 12 Wochen regelmäßig einnimmt.

Ich habe längere Zeit in Russland gelebt. Dort soll die Hepatitis-C-Rate ja besonders hoch sein. Habe ich ein erhöhtes Risiko für Hepatitis C?

  • Prof. Niederau: Ein solcher Aufenthalt gilt als Risikofaktor. Sprechen Sie deshalb mit Ihrem Arzt über einen Test.

Bei meiner Mutter wurde kürzlich bei einer Routine-Untersuchung wegen erhöhter Leberblutwerte Hepatitis C festgestellt. Sie hatte bei einem Verkehrsunfall vor 25 Jahren mehrere Blutkonserven erhalten – wahrscheinlich der Grund für die Infektion. Kann ich mich im Mutterleib auch damit angesteckt haben?
 

  • Prof. Niederau: In seltenen Fällen kann eine Übertragung in der Schwangerschaft erfolgen, wobei dies meist während der Geburt geschieht. Sprechen Sie Ihren Arzt deshalb sicherheitshalber auf einen Test an.
Quelle: jd deutsche journalisten dienste GmbH & Co. KG,